Möchtest du gerne loswerden, dass du dir so viele Sorgen machst? Dass du so streitsüchtig bist? Dass du so schüchtern bist? Dass du so harmoniebedürftig bist? Dass du nie rechtzeitig sagst, was dich stört? Dass du dir so viele Gedanken darum machst, wie du auf andere wirkst und ob du sie verärgert hast? Dass du so gerne alles perfekt machen willst? Dass du alles verbummelst? Dass du Leute immer wieder vor den Kopf stößt? ...
Ach, die Liste ist lang und bei jedem ist es was anderes, aber fast jeder Mensch hat etwas, was ihn stört und was er gerne los wäre.
Wie geht das also?
Das kann ich dir ganz klar beantworten:
Gar nicht.
Du wirst nicht etwas ganz los, was dich ausmacht und dich vielleicht schon über sehr, sehr viele Jahre begleitet. Natürlich schaffen wir es, pünktlicher zu werden, auch mal Nein sagen zu lernen und uns öfter zu entspannen, können uns im Smalltalk üben und so weiter. Also wir können etwas verbessern. Aber wir werden solche Dinge nicht endgültig los. Sie gehören zu uns, ob wir das mögen oder nicht.
Jetzt könnte ich das Ganze schließen, tja, sorry, aber da kann man nichts machen. Das wird jetzt mal ein kurzer Blog- Artikel.
Aber Nein, diese Erkenntnis ist erst der Anfang hin zu einer Lösung.
Wenn du anfängst, gegen etwas anzukämpfen, was dich ausmacht, dann wird dich dieser Kampf sehr erschöpfen und anstrengen und das, wogegen du ankämpfst, bekommt immer mehr Bedeutung und wird immer belastender für dich.
Daher ist es sehr erholsam, mit dieser besonderen Eigenschaft von sich seinen Frieden zu machen.
Wie kann das gelingen?
Stell dir deine ungeliebte Eigenschaft vor. Vielleicht kannst du sie dir wie eine Gestalt vorstellen.
Und statt sie zu bekämpfen, begrüßt du sie freundlich und bedankst dich bei ihr, dass sie bisher so gut auf dich aufgepasst hat.
Denn sie war ja nicht ohne Grund da. Sie hat bisher ihren Zweck erfüllt.
Überlege dir, was sie dir auch positives gebracht hat.
(Das klingt nun erstmal richtig absurd, aber wenn du dich darauf einlässt, dann wirst du verblüfft sein, dass du etwas findest.)
Deine Streitlust hat dich davor beschützt, dass deine Grenzen überschritten werden.
Deine Harmonie- Sehnsucht hat bewirkt, dass du ein angenehmer Zeitgenosse für andere warst.
Deine Ängste haben bisher versucht, dich vor Unheil zu bewahren.
Deine Schwierigkeiten, sich für etwas zu entscheiden, haben dich bewahrt, vorschnell eine Dummheit zu begehen.
...
ich denke, du verstehst das Prinzip.
Und daher ist jetzt mal ein Danke angebracht.
Danach kannst du deiner Eigenschaft erklären, dass du nun erwachsen bist und andere Möglichkeiten hast und sie nicht immerzu alles regeln muss.
Versuche dir nun, diese Eigenschaft (oder eben die Gestalt, die du ihr gegeben hast) so vorzustellen, dass sie sich beruhigt und etwas kleiner werden darf.
Sie ist ein Teil von dir und du wirst ihn nicht los, aber du kannst zu dieser Eigenschaft stehen.
Und wenn sie sich wieder aufplustert, kannst du freundlich zu ihr sein und sagen: Ach, da bist du ja wieder und nimmst deinen Job ernst, auf mich aufzupassen. Danke.
Ungefähr so liebevoll und freundlich wie man mit einem Kind spricht, welches mit einer Wasserpistole ankommt und verspricht, einen zu beschützen.
Mach deinen Frieden damit. Mach deinen Frieden mit dir, denn auch das ist ein Teil von dir. Gib dem Ganzen einen Platz in dir, wo es sein darf. Wenn es drängt und sich austoben will, gib ihm Raum und Gelegenheit.
Aber höre auf, es zu bekämpfen.
Es wird sein, wie wenn man im Albtraum vom Monster verfolgt wird, panisch davon rennt, sich dann aber traut, sich umzudrehen und darauf zuzugehen. Das Monster wird immer kleiner und harmloser.
Und eins ist ganz gewiss: Unsere größten Idole, Menschen, die wir bewundern und bei denen wir uns wünschen würden, einmal ein bisschen so zu sein wie sie... sie alle haben auch diese kleinen Monster in sich.
Und wenn sie mal ehrlich darüber reden, dann werden sie uns nur noch sympathischer.