Ach, was wäre das Leben doch wunderbar, wenn...
Diesen Satz ergänzt jeder von uns anders. Vielleicht mit:
...wenn ich keine Rückenschmerzen mehr hätte!
...wenn ich fünf Kilo weniger wiegen würde!
...wenn es in meiner Beziehung nicht mehr so viel Streit gäbe!
...wenn ich einen wirklich guten Freund hätte!
...wenn ich erst...!
Ich wünsche dir wirklich, dass dieser Wunsch von dir in Erfüllung geht!
Aber lass uns überlegen, was dann passiert:
Du wärst begeistert. Am ersten Tag, am nächsten auch noch, auch am übernächsten Tag wachst du glücklich auf, nach einer Woche fällt dir auf, dass trotzdem dein Chef/Prof/Lehrer ganz schön viel Druck macht.
Dein Nachbar nervig und laut ist.
Das Wetter dir einen Strich durch deine Pläne macht.
Nach zwei Monaten kannst du dich vielleicht schon gar nicht mehr an deinen ursprünglichen Wunsch erinnern. Stattdessen hast du nun eine andere Sache oder sogar mehrere andere Dinge, die du wirklich gerne verändert hättest. Dann könntest du auch glücklich und zufrieden sein.
Also dann aber wirklich.
Ich prognostiziere, dass das Spiel dann auch so weitergehen würde. Wir Menschen sind einfach nicht für ein ständiges Highlight- Gefühl gemacht. (Damit ist nicht gemeint, dass man sich nicht Wünsche erfüllen oder Konflikte lösen sollte. Nur wird es langfristig weniger einen Unterschied für dich machen als du glaubst.)
Ob ein Mensch grundsätzlich glücklich ist oder nicht, hat eigentlich erstaunlich wenig mit den äußeren Umständen zu tun. Es sind die Bilder im Kopf, die er über sein Leben hat.
Ob diese Person sich über etwas Positives freuen kann oder es sofort in Relation zu den viel gewichtiger scheinenden negativen Ereignissen stellt und es damit abwertet.
Wenn nur die äußeren Umstände einen glücklich machen würden, dann gäbe es in den bettelarmen Ländern dieser Welt praktisch keine glücklichen Menschen. Was aber nicht stimmt.
Immer, wenn uns jemand begegnet, der sich trotz Schwierigkeiten oder schwerer Krankheit oft freuen kann und viel lacht und hilfsbereit ist, sind wir beeindruckt.
Und dann nehmen wir uns vor, etwas von diesem Lebensgefühl auch in unser Leben zu holen und scheitern schnell an der Tatsache, dass jemand unerlaubt seinen Müll in unsere Tonne gepackt hat und regen uns wahnsinnig auf. (Was übrigens echt frech ist!)
Jeder von uns hat mal Ereignisse im Leben, die richtig schlimm sind, und die uns für ungefähr ein halbes Jahr vollkommen runterziehen. Aber dann...nach einiger Zeit...pendelt sich unser "Glücksniveau" wieder auf dem Pegel ein, der vorher da war. Im Guten wie im Schlechten. Auch wenn außerordentlich tolle Ereignisse passieren, pendeln sich eher unzufriedene Menschen dann wieder auf ihrem ursprünglichen "Unglückslevel" ein.
Es sei denn, wir tun aktiv etwas dafür, dass wir die positiven, schönen und dankbaren Bilder in unserem Kopf züchten und uns immer wieder darin trainieren, dankbar für Dinge zu sein, die wir haben.
Denn es ist praktisch unmöglich, gleichzeitig dankbar und unzufrieden zu sein.
Ich glaube, die meisten von uns haben so einen Aha- Knalleffekt im Sinn, wenn sie darüber nachdenken, wie ihr Leben eine Wendung in Richtung sinnvoller, besser, glücklicher und schöner nehmen könnte. So wie in den Filmen oder Erzählungen:
Und dann passierte dies oder das und ZACK änderte sich ALLES.
Und so warten wir auf den AHA- Moment und die große Geste des Universums.
Sind enttäuscht, weil dieser AHA- Moment ausbleibt. Oder er erscheint uns etwas zu mickrig.
Und wir vergessen, dass sogar ein gigantischer AHA- Effekt nach einiger Zeit einen Gewöhnungseffekt nach sich zieht.
Wie wahrscheinlich ist es, dass EIN Ereignis alles völlig verändert? Dass nur ein Arztbesuch oder die richtige Tablette dich sofort vollständig gesund macht? Ein Gespräch dich zu einem neuen Menschen macht?
Stell dir vor, du möchtest Geige lernen. Du würdest EINE Geigenstunde buchen bei einem wirklich guten Lehrer. Und dann würdest du erwarten, dass du nach dieser EINEN Stunde perfekt und konzertreif Geige spielen kannst.
Selbst wenn du super talentiert wärst, wäre das eine völlig absurde Vorstellung.
Du würdest sehr viel üben müssen. Also sehr viel.
Und so ist das auch mit unserer positiven Einstellung, die uns letztendlich glücklicher machen würde. Wir müssen da dran bleiben. Und auch die beste Psychotherapeuteninstanz der Welt könnte uns nicht in einer Stunde von unserem psychischen Problem heilen.
Heilung findet immer in einem selbst statt und nichts und niemand kann dir den Aufwand, den du dafür selber betreiben musst, abnehmen.
Und das ist letztendlich die gute Nachricht: Denn das bedeutet, dass DU es in der Hand hast.
Und auch wenn es einigen Leuten leichter fällt als anderen, das Leben positiv zu sehen, dein "Glücksniveau" ist nicht festgelegt wie deine Augenfarbe. Wenn du dein Gehirn trainierst, die positiven Bilder zu produzieren, dann veränderst du dein Denken und damit deine Wahrnehmung. Stückchen für Stückchen. Das geht in ganz kleinen Minischritten voran und dauert wahrscheinlich bis ans Ende deines Lebens.
Du denkst, du kannst dich nicht verändern?
In jeder Sekunde düst unser Planet durchs All und verändert seine Position, dein Herz hatte weitere Kontraktionen, Zellen sind abgestorben und neu gebildet worden, schon während du das vom Anfang bis hierher gelesen hast.
Also, alles verändert sich sowieso ständig, ob wir das nun wollen oder nicht. Dann kannst du das doch auch für dich nutzen!
Aber nur DU kannst es tun. Der beste Fitnesstrainer kann dir nur zeigen, wie die Übungen gehen. Er kann nicht für dich trainieren. Dann würden ihm die Muskeln wachsen. Nicht dir.
Sich Hilfe und Unterstützung zu holen ist natürlich immer ok und oft auch sehr sinnvoll. Wenn man nicht weiß, wie die Übungen gehen, sollte man sie sich gut erklären lassen.
Also, mach dich auf aufs Laufband der Gedanken und überlege für den Anfang, für welche drei Dinge du grade in deinem Leben dankbar bist.
Und der Anfang ist getan..