Wir arbeiten und arbeiten. Wir sprechen über die Arbeit. Weil sie uns nervt, weil sie zu viel ist, weil wir von ihrem Wegfall bedroht sind.
Was ist aber eigentlich Arbeit und wie definierst du es?
Wenn wir für Lohn eine bestimmte, festgelegte Aufgabe erledigen, würde jeder Mensch wohl zustimmen, dass das Arbeit ist.
Aber arbeitet meine Waschmaschine, wenn ich sie anstelle? Arbeitet eine Schülerin an ihrem Referat? Was ist Staubsaugen für eine Tätigkeit? Ist eine Geburt Arbeit? Oder eine Leihmutterschaft? Ist Arbeit anders, wenn man selbstständig ist und wenn ja, warum? Arbeiten wir an unserer Beziehung, wenn wir uns über Konfliktfelder austauschen? Warum benennen wir das als Arbeit? Weil es anstrengend und nicht angenehm ist?
Die Herkunft des Wortes Arbeit ist nicht ganz geklärt. Die Forschungswelt nennt zwei mögliche Herkunftswörter aus dem Lateinischen, einmal das Wort für Folter und einmal das für Reisen.
Das, finde ich, ist ein sehr guter Anhaltspunkt.
Was sind deine Empfindungen, wenn du an ARBEIT denkst?
Eher, dass es etwas schreckliches und unangenehmes, fast schon Schmerzen verursachendes, ist?
Oder etwas, was dich weiterbringt, bei dem du (und sei es gedanklich) von A nach B kommst. Selbst, wenn das mühsam sein kann, ist die Empfindung dabei ja eine ganz andere.
Auf Folter können wir gerne verzichten. Aufs Reisen eher weniger.
Stell dir für die Frage "WIE EMPFINDE ICH ARBEIT?" eine Skala vor:
0 ist TOTALE FOLTER und 100 wäre EINE TOLLE REISE. Wo würdest du dich da einordnen?
Ich frage das ganz ohne eine Bewertung, keine Antwort ist besser als die andere. Es geht nur darum, dass du dir klar wirst, wo du grade stehst.
Wenn du eher unter 50 liegst, empfindest du arbeiten wohl eher als nervig. Darüber ist es auch im Bereich des Möglichen, dass Arbeit richtig Spaß machen kann. Vielleicht wird es dann einmal schwierig für dich, aus dem Arbeitsprozess auszuscheiden?
Vorgesetzte liegen oft bei 80plus im Wert. Es ist wichtig, dass sie nicht von sich auf andere schließen. Ihre Mitarbeitenden krebsen vielleicht so bei 20 minus herum und bringen nicht den gleichen Elan für Aufgaben auf.
Wie entsteht dein Bild über Arbeit?
Wie ist in deiner Herkunftsfamilie über Arbeit gesprochen worden?
Als lästige Notwendigkeit?
Wurde es als erstrebenswert dargestellt, wenn jemand nicht mehr arbeiten muss?
Wie wurde über Arbeitslosigkeit gesprochen? Mit Verachtung?
All das prägt uns ein Leben lang.
Bis ungefähr ins neunte Jahrhundert sprachen Menschen gar nicht davon, arbeiten zu gehen. Etwas zu erledigen war einfach Teil des Lebens. So wie ein Löwinnenrudel wohl auch nicht denkt, "jetzt müssen wir aber mal wieder arbeiten!" wenn es sich den Gazellen nähert.
Wenn wir etwas denken, dann hat das Einfluss auf unsere Empfindungen. Also hat das WORT Arbeit denken und benutzen schon den Prozess in Gang gesetzt, dass man dazu eine Einstellung entwickelt.
In unserem Kulturkreis bekam arbeiten das Etikett "Fleißig", "Fromm", "Richtiges Verhalten"...zumindest für die breite Bevölkerung. Reiche Menschen fanden es lange absurd "zu arbeiten". Sie waren ja schließlich reich und hatten es nicht nötig.
Und du? Träumst du vom Lottogewinn? Was würde dann anders in deinem Leben sein, wenn du nicht mehr arbeiten müsstest? Wie würdest du deine viele Zeit einteilen? Was würde dir fehlen, wenn du nicht mehr zur Arbeit müsstest?
Träumst du davon, dich selbstständig zu machen? Warum? Um keinen Chef über dir zu haben und dir nichts mehr sagen lassen zu müssen? Machst du dir bei solchen Plänen auch klar, dass du sehr wahrscheinlich noch sehr viel mehr Stunden arbeiten wirst? Dass du, um deine Rechnungen zu bezahlen, den Wünschen deiner Kundschaft entgegenkommen musst und auch dies sehr nervig sein kann?
Bitte: Wenn du Lust hast, dich selbstständig zu machen: GO FOR IT!!! Unbedingt.
(Exkurs: Aber BITTE kümmere dich rechtzeitig darum, was du für das FInanzamt erledigen musst, und was du da alles an Steuern zu zahlen hast. DAS bricht nämlich den meisten Selbstständigen die Beine. Und das würde ich dir auf keinen Fall wünschen, dass deine Träume mit einem finanziellen Desaster enden!!!! Bitte nicht!!! Also lass dich vorher gut beraten! Exkurs Ende)
Die meisten von uns müssen arbeiten, um Geld fürs Leben zu verdienen. Ich denke, wenn man diese doch enorme Lebenszeit als spannende Reise empfinden könnte, wäre das viel besser als es als Qual zu erleben.
In Filmen und Serien arbeiten Menschen sehr oft freiwillig, sogar wenn sie eigentlich frei hätten. Das Mordermittlerteam, welches den Urlaub sausen lässt, um den Serienkiller zu fangen. Dabei zuzugucken finden wir in der Regel spannend.
Wie könntest du dein Leben gestalten, dass es dir auch Spaß macht, dir selber beim arbeiten zuzugucken? So sehr, dass du keine Folge verpassen magst?
Ist es, weil du es als wichtig und sinnvoll empfindest, was du tust? Was würde passieren, wenn du es nicht machst?
Ist es, weil du so tolle Kollegen und Kolleginnen hast und ihr viel miteinander lachen könnt? Auch über den blöden Chef, falls es einen gibt? (Ist es also eher eine Comedyshow?)
Bekommst du viel Aufmerksamkeit, für das, was du tust?
Bist du einfach gerne beschäftigt?
Oder bist du gerne kreativ?
Bist du in einer Position, anderen zu sagen, was sie zu tun haben und DAS gefällt dir gut?
Was ist es?
Was könntest du ändern, damit du das Gefühl hast, dass es Spaß macht, Hauptdarsteller im eigenen Lebensfilm zu sein?
Und wenn du nicht mehr arbeiten müsstest, hättest du dann das Gefühl?
Wenn deine Arbeitssituation völlig verkorkst ist, gibt es dann einen anderen Bereich in deinem Leben (Sport, Hobby...), bei dem du dich gut fühlst, die Hauptrolle zu spielen und Arbeit finanziert dir dies nur? Das wäre natürlich auch ok.
So wie jede deiner Antworten ok ist.
Heute gebe ich nicht so viele Erklärungen und Antworten. Es ist nämlich wichtig, dass DU die Antworten für dich findest.
Hab ein spannendes und schönes Leben. Mit oder ohne Arbeit. Egal.