Kennst du grade das Gefühl, als ob du in einer Zwickmühle steckst, was die aktuellen Nachrichten angeht?
Völlig egal, über was berichtet wird, wohin du guckst oder gehst, es ist schrecklich und lässt nicht viel Gutes für die nahe und ferne Zukunft vermuten... Da kann man schon mal mutlos werden. Oder beschließen, sich gar nicht mehr zu informieren.
Oder ab jetzt jeden Tag zu leben als wäre er der letzte und nochmal alles mitzunehmen, was geht, ist doch eh egal.
Ok, fangen wir damit an. Wenn du jeden Tag so leben würdest, als ob es der letzte wäre, dann bekommst du aber, solltest du in einem Jahr überraschenderweise doch noch leben, einen Haufen Ärger.
Dann hast du vielleicht ordentlich Schulden gemacht, deinen Körper in Alkohol getränkt, allen mal so richtig die Meinung gesagt, bist nicht mehr zur Arbeit/Uni/Schule gegangen und hast dich statt dessen ausgeschlafen.
Ich prognostiziere mal, dass dir alles davon nach einer Zeit auf die Füße fällt und du finanzielle, gesundheitliche und soziale Probleme haben wirst.
Das ist also vielleicht kein so guter Rat, oder?
Wie du den Gedanken "Als wäre es mein letzter Tag" aber für dich nutzen kannst, geht so:
Du weißt, dass es absolut unvorhersehbar ist, WANN dein letzter Tag ist. Das ist einfach so. Und macht das Leben so interessant und spannend.
Alles, was unbegrenzt zur Verfügung steht, wird irgendwann wertlos und öde.
Aber wir tun sehr oft so, als wäre dies der Fall. Und nutzen unsere Zeit schlecht. Regen uns wahnsinnig über Kleinigkeiten auf. Steigern uns in unseren Ärger hinein, weil irgendjemand uns in unserer Wahrnehmung nicht gut genug behandelt hat. Flippen aus, weil wir zehn Minuten auf etwas warten müssen.
Dabei wären das doch genau die Gelegenheiten, uns darauf zu besinnen, dass das Leben ein unglaublich tolles Geschenk und Privileg ist und irgendwann mal ziemlich schnell vorbei ist.
Ich hatte die Gelegenheit, mit Menschen zu sprechen und Zeit zu verbringen, die tatsächlich wussten, dass ihnen nicht mehr viel Zeit bleibt. Mit ihnen zusammen einen Sonnenaufgang zu sehen, eine Süßigkeit zu naschen, ein schönes Musikstück zu hören, einer Katze zuzugucken, wie sie sich putzt, egal was... wenn man sich vorstellt, dass man dies nie wieder tun kann, wird es unglaublich wertvoll.
Und es sind immer die Kleinigkeiten, die kostbar waren. All das, was man früher gar nicht beachtet hat. Und erstaunlicherweise gar nicht die Sachen, die sehr viel Geld kosten.
Ich habe aus diesen Erfahrungen sehr viel mitgenommen für mich. Denn nur weil ich momentan von meinen Ärzten eine ganz gute Gesundheitsprognose bekommen habe, bin ich ja nicht unsterblich geworden.
Meine Zeit ist begrenzt und ich halte tatsächlich mal an und steige vom Rad, um mir im Frühling anzugucken, wie schon die ersten Knospen zu sehen sind und freue mich. Ich versuche, Streit mit anderen schnell hinter mir zu lassen, da habe ich gefühlt einfach nicht die Zeit dafür, mich damit zu beschäftigen, da gibt es so viel Wichtigeres. Ja, ich bin auch mal richtig sauer. RICHTIG sauer. Das muss auch mal sein, aber es ist kein schönes Gefühl für mich. Also sehe ich zu, dass ich das für mich selbst wieder so fix es geht beende. Und zwar mit meiner "Tiger"- Methode.
Stell dir mal folgendes vor:
Eine Raubkatze in freier Wildbahn ist hungrig, versucht, ein anderes Tier zu erlegen, aber es entwischt.
Sie legt sich jetzt nicht hin und grübelt darüber nach, wie ungerecht die Welt ist, dass ihr nun endlich mal ein Leckerbissen zustehen würde, sie sich doch eigentlich so geschickt angestellt hat und zieht sich beleidigt zurück.
Sie geht sofort los und versucht das nächste Tier zu erbeuten.
Manchmal können wir davon ein bisschen was lernen. Diese Fähigkeit steckt auch in uns, schließlich gehören wir zur Kategorie Säugetiere. (Auch wenn wir ständig so tun als ob wir was Besseres wären.)
Klar, zum Glück gibt es auch die menschliche Fähigkeit zur Reflektion und sich verbessern wollen und über Dinge nachzugrübeln. Das lässt uns kreativ und besser werden.
Aber ab und an müssen wir uns mal in einen Tiger verwandeln und das Leben anpacken und nicht nur über die schlimmsten Zukunftsszenarien nachdenken oder uns gedanklich in den Ungerechtigkeiten der Vergangenheit wälzen. Spätestens dann, wenn es uns nicht mehr kreativ werden lässt, sondern uns nur noch deprimiert.
Und das ist vielleicht mein Rat für diese Zeiten:
Informiere dich. Einmal reicht.
Überlege, was du konkret tun kannst, um die Miseren der Welt zu verbessern.
Mach es.
Und dabei darfst du dich mit ganzem Elan auch an den wunderbaren Kleinigkeiten des Lebens freuen.
Das gibt uns doch erst die Kraft, um durchhalten zu können.
Irgendwann gelingt dem Tiger die Jagd und er hat seine nächste Mahlzeit. Aber eben nur, wenn er auch auf Jagd geht.
Hey, wir stehen, sitzen, liegen alle zusammen auf dieser dünnen Erdkruste, unter uns eine gigantische Masse aus glühend heißem Magma, die jederzeit durchbrechen kann, wir trudeln durchs riesige Universum... winzig, winzig klein... das Leben ist immer gefährdet, war es schon immer, wird es immer sein.
Aber WIE unglaublich, dass es überhaupt möglich ist.
Also: Viel Spaß mit deiner Lieblingssüßigkeit, deiner favorisierten Serie oder deinem Lieblingsmusikstück oder was weiß ich. Sag jemandem, bei dem du es so meinst, dass du dankbar für ihn bist oder für etwas, was dieser Mensch für dich getan hat, das macht dem anderen, aber auch dir überraschend viel Freude. Oder was dir auch immer für dich einfällt. Gönn es dir.
Am besten heute noch.