Den Namen der Nachbarin vergessen? Schlüssel verlegt? Musst du nochmal nachgucken, ob du den Wecker für morgen auch wirklich gestellt hast? Die Tür abgeschlossen?
Diese Phänomene kennst du vor allem aus der Lockdown- Zeit, als sich vieles in deinem Leben Zuhause abspielte inklusive arbeiten oder lernen?
Keine Sorge! Du bist NICHT auf dem Weg in eine Demenz...also wahrscheinlich nicht, das kann ich natürlich nicht wirklich wissen, aber Konzentrationsschwäche tritt in Homeoffice/ Homeschooling- Zeiten besonders oft auf.
Und das hat nicht nur mit der mangelnden Bewegung zu tun und dass unser Gehirn den Sauerstoff braucht, den wir besser aufnehmen, wenn wir uns in Gang setzen.
Es hat damit zu tun, wie unser Hirn sich orientiert und erinnert. Und das hat erstaunlich viel mit dem Raum, in dem ein Ereignis stattgefunden hat oder stattfindet, zu tun.
Weißt du noch, wo du warst, als die deutschen Fußballer 2014 Weltmeister wurden? Als du vom Ukrainekrieg erfahren hast? Wo du warst als du die Nachricht vom Tod der Queen erfahren hast?
Die Wahrscheinlichkeit ist recht groß.
Denn, ohne dass uns dies bewusst ist, ist für unser Gehirn der Raum, in dem wir uns befinden, wichtig. Vielleicht war dieser Aspekt in unserem Urzeiterbe einfach so wichtig, dass sich das erhalten hat.
Durch mobiles Arbeiten, aber auch dadurch, dass wir unser Smartphone überall dabei haben und für die verschiedensten Dinge nutzen, gelingt es unserem Gehirn immer schlechter, seine volle Leistung abzurufen.
Es versucht immer noch, Ereignisse räumlich zuzuordnen, aber der "Raum", in dem wir Zeitung gelesen, Flimclips geguckt, gechattet, gespielt oder etwas nachgegoogelt haben, war immer nur ein kleiner kastenförmiger Gegenstand in unserer Hand.
Da fehlt dem Hirn einfach der Aspekt der räumlichen Zuordnung.
Um auf kreative Gedanken zu kommen, also im Prinzip könnte man auch sagen: Um mal richtig nachzudenken und sich Lösungen auszudenken, braucht unser Gehirn auch mal Leerlauf, monotone Tätigkeiten.
Beim Fenster putzen oder Wäsche zusammenlegen kommen mehr schlaue Gedanken in unsere Oberstube als wenn wir während wir ein Sportereignis im Fernsehen verfolgen, eben noch mit jemanden auf Whatsapp chatten, noch mal eben was im Laptop aufschreiben. (Ja, tue ich selbst gerne mal und fühle mich von mir selber grade ertappt.)
Auf nichts davon kann sich unser Gehirn wirklich konzentrieren und das Ergebnis wird schlechter sein.
Langeweile ist, naja, LANGWEILIG. Deshalb versuchen wir sie zu vermeiden. Und geben unserem Gehirn Null Pause mehr. Die meisten von uns schlafen sogar nur noch ein, wenn sie nebenbei Musik oder einen Podcast hören. Stille ist völlig ungewohnt und unheimlich geworden.
Jeder Mensch, der Sport macht, weiß, dass Muskeln in den Ruhephasen wachsen. So ähnlich kann mich sich das auch fürs Gehirn vorstellen.
Ebenso wachsen Muskeln, wenn sie unterschiedliche Übungen machen, effektiver. So ist es mit uns und unserem Erinnerungsvermögen, wenn wir mal zwischendurch an unbekannte Orte fahren.
Unser Gehirn wird sich immer stärker an die räumliche Erfahrung erinnern können, wenn wir zu einem Konzert hingegangen sind, als wenn wir es uns am Bildschirm angucken. Das ist einfach nicht dasselbe. Es sei denn, der Raum, in dem wir fernsehen, ist ein ungewohnter.
Und ein bisschen ist es auch so, wenn wir präsent zur Arbeit oder Schule oder Uni gehen. Unser Gehirn kann sich einfach besser Sachen merken und sich konzentrieren, wenn es Ereignisse mit verschiedenen Orten zuordnen kann.
Was aber tun, wenn du hauptsächlich im Homeoffice arbeitest?
Dann siehe zu, dass ein Raum in deiner Wohnung da ist, in dem es keine digitale Erreichbarkeit für dich gibt. Und wenn es die Küche oder das Bad ist.
Das merkt sich das Gehirn und hat einen "safe space" und kann sich, wenn du und dein Gehirn zusammen in diesem Raum sind (ein Zustand, der definitiv empfehlenswert ist) sich erholen.
Und diese Erholung bringt die Konzentrationsleistung wieder zurück in deine grauen Zellen.