Ein Team dahin zu bringen, dass es gemeinsam konfliktfrei eine Aufgabe verfolgt, ist mitunter so schwierig, dass man sich wünschen würde, nur ein paar Flöhe hüten zu müssen. Oder die Weltformel zu berechnen. Das Problem mit der kalten Kernfusion in den Griff zu bekommen. Für zweihundert Personen gleichzeitig Soufflé herzustellen.
Also: Es ist verdammt schwierig!
Ich zähle mal ein paar „Typen“ auf, die in den meisten Betrieben auftauchen, vielleicht erkennst du ja einige wieder.
Ich möchte dir auch in Erinnerung rufen, welche wichtige Funktion sie haben können.
1. Da ist erstmal der, dem es ziemlich egal ist, wer unter ihm Chef ist, der eigentlich die Autorität in der Gruppe hat und wenn diesem Menschen eine Vorgabe nicht passt, kennt er erstaunlich
viele Wege, um die Abläufe versanden zu lassen.
Wenn eine Gruppe so eine Autoritätsperson hat, dann investiert man besser Zeit, um sie zu überzeugen.
Eine vorgesetzte Person sollte niemals unterschätzen, wie viele Möglichkeiten Mitarbeitende haben, sie zu sabotieren. Da werden Termine vergessen, schlecht vorbereitet, Informationen nicht
weitergegeben, auf Sparflamme gearbeitet.
Aber WENN diese informelle Autoritätsperson eine Entscheidung für gut befunden hat, dann trägt die Gruppe Veränderungsprozesse erstaunlich gut mit.
NUTZEN: Diese Position in der Gruppe sorgt für Stabilität.
2. In jeder Gruppe gibt es dann noch die Fachleute für bestimmte Themen. Wenn diese Themen dran sind, tut man einfach gut daran, sich von ihnen beraten zu lassen. Ein Vorgesetzter muss und kann
nicht immer alles wissen.
Zum Schluss hat natürlich die vorgesetzte Person die Verantwortung, das stimmt.
Aber auf meine Frage, welche Vorgesetzten eigentlich die schlimmsten wären, gibt es recht einstimmig die Antwort:
„Die, die keine Ahnung von der Praxis haben, einem aber die Vorgehensweise genau vorgeben wollen und sich in jedes Detail einmischen.“
(Gleich gefolgt von den Vorgesetzten, die sich um nix kümmern.)
NUTZEN: Wenn jemand von etwas richtig Ahnung hat, ist das ganz offensichtlich ein Riesenvorteil! Nutze ihn! Vermeide einen Machtkampf, wer schlauer als schlau ist, nur um des Machtkampfes willen.
3. Und dann gibt es noch die von Abenteuerlust getriebenen. Die lassen sich schnell für etwas Neues begeistern und sind genauso schnell davon wieder gelangweilt.
Wenn wir noch als Urzeitmenschen durch die Gegend ziehen würden, wären sie es, die den Aufbruch in unbekannte, eventuell gefährliche, aber vielleicht auch bessere Orte starten würden. Immer
wieder.
NUTZEN: Sie stehen Veränderungen und neuen Ideen sehr aufgeschlossen entgegen.
Das hat uns weitergebracht.
Aber wenn nur Abenteurer unterwegs gewesen wären, hätte so eine Gruppe nicht überlebt, weil sie sich alle ständig in Gefahrensituationen begeben hätten.
4. Dem stehen die Bewahrenden gegenüber. Für die ist es schon recht waghalsig, wenn sie in ihrem Lieblingsrestaurant mal ein anderes Gericht bestellen. Die mögen es, wenn alles so bleibt wie es
war.
Ohne sie würden die vielen nervigen Kleinigkeiten, ohne die aber letztlich gar nichts funktioniert, nicht erledigt werden.
Sie sorgen für Kontinuität. Sie sorgen dafür, dass es Routinen gibt, die letztendlich Energie und Zeit sparen, weil es unglaublich aufwendig ist, immer über alles neu nachzudenken und zu
entscheiden. Bewahrende Menschen mögen Veränderungen gar nicht.
Sie träumen nicht davon, „endlich ihr volles Potential zu entdecken“ oder so was. Sie wünschen sich, einfach in Ruhe ihre Arbeit machen zu können.
Und dafür Anerkennung zu erfahren!
NUTZEN: Ohne sie würde Chaos ausbrechen
Manager in Top- Positionen sind meistens dort, weil sie Abenteuertypen sind. Sie freuen sich auf neue Aufgaben, dann fühlen sie sich lebendig. Sie sind die, die darauf brennen, mal den Kopf über den nächsten unbekannten Hügel zu stecken. Sie wären nicht in der Position, in der sie sind, wenn neue Herausforderungen sie nicht reizen würden.
Manchmal fehlt ihnen das Verständnis dafür, dass andere Menschen das kein bisschen reizvoll finden.
5. Dann gibt es noch den Menschen im Betrieb, der immer seine Bedenken äußert und meistens alle total nervt. Alle sind begierig darauf, loszulaufen und er hat wieder den berühmten Stein im Schuh und bleibt stehen. Zieht den Schuh aus. Untersucht ihn. Hält dabei langatmige Vorträge über Schuhe. Und über Steine.
Und über den bevorstehenden Weg.
Du verstehst schon, was ich damit sagen will.
Diese Person kann ausgesprochen wichtig sein. Sie stellt die Fragen, die keiner stellt. Sie ist unbequem, kann aber die Gruppe davor bewahren, mit Hurra ins Unglück zu rennen.
Oder sie schlägt Wege vor, auf die sonst niemand gekommen wäre.
NUTZEN: Neuer Erkenntnisgewinn, den es ohne diese unbequeme Person nicht gegeben hätte,
Wenn ein Betrieb aber zu viele von solchen Exemplaren hat, legen sie das Unternehmen lahm. Da kann auch die beste Führungskraft nichts ausrichten.
Deswegen sollten sie wohldosiert verteilt werden.
Hast du in einigen von diesen Beschreibungen jemanden wieder erkannt?
Die wenigsten Menschen werden genau in eine Kategorie passen, aber wie es in einem guten Chor verschiedene Stimmlagen gibt, die zur richtigen Zeit lauter oder leiser werden, brauchen wir in Arbeitsgruppen auch die Unterschiede. Ein Chor nur mit Sopranstimmen klingt eben nur.. naja.. hoch. Es ist nicht das volle Klangerlebnis.
Ein guter Vorgesetzter weiß, wann er wem seinen Einsatz geben muss, gibt den Takt vor und hat eine Idee, wie das Ganze funktionieren soll. Und dann holt er das Beste aus den einzelnen Stimmen
raus.
>>> Aber er singt nicht für die Sänger.
>>> Und er setzt sich nicht zum Publikum, um nur zuzugucken.
Das beides funktioniert nicht.
Und es hat sich als günstig herausgestellt, dass alle dieselben Noten bekommen und wissen, welches Stück gesungen werden soll.
Wenn du deine Mitarbeitenden befragst, wie das Ziel der Aufgabe lautet, und du bekommst von vier Leuten vier verschiedene Antworten, spielen nicht alle nach denselben Noten.
Da kannst du dann dirigieren, bis dir schwindlig wird.
Die Mischung aus
> guter Kommunikation über die Sinnhaftigkeit des Ziels und
> Autonomie in der Ausgestaltung
macht einen motivierten Mitarbeitenden egal welchen Typs aus.