Du bist mitten in einem Konfliktfeld? Alle um dich herum haben Probleme und wenden sich an dich in der Hoffnung, dass du das löst?
Erstmal schön, dass die Leute so viel Vertrauen in dich haben! Dann hast du schon vieles richtig gemacht. Und darauf darfst du stolz sein.
ABER: Kann es sein, dass du zu DER Anlaufstelle für alles, was erledigt werden oder geklärt werden muss, geworden bist?
Das grade deine Kompetenzen, Probleme anzugehen, in dem gleichen Maße wachsen wie sie bei den Menschen in deinem Umfeld abnehmen?
Dann läuft etwas falsch und auf Dauer wird dich diese Situation auslaugen.
Was kannst du tun?
Stelle dir die Frage aller Fragen in so einer Situation:
Ist das hier jetzt überhaupt meine Aufgabe?
Und dann schieb gleich noch folgende Frage hinterher:
Was ist meine Rolle in dem Ganzen?
Wenn du zum Beispiel Führungskraft bist, IST es deine Aufgabe, Konflikte zu lösen. Die anderen haben es mit ihren Mitteln versucht und sind gescheitert. Oder etwas ist irgendwie peinlich oder kniffelig, es läuft etwas Mobbingmäßiges, dann möchte sich daran niemand die Finger verbrennen und hoffen darauf, dass du dich der Sache annimmst.
Für die meisten deiner Mitarbeitenden ist das überhaupt deine Existenzberechtigung, dass du den ständig aggressiv herum nörgelnden Mitarbeiter ansprichst, jemanden auf seinen üblen Mundgeruch ansprichst oder dafür sorgst, dass die unangenehmen Aufgaben gerecht aufgeteilt werden.
Es sind solche Dinge, für dich vielleicht Kleinigkeiten, die die Menschen umtreiben.
Aber in einem Konfliktgespräch ist es elementar wichtig, VOR einem Gespräch für sich klar zu haben:
Was ist meine Aufgabe und Rolle jetzt?
Du bist nämlich kein Therapeut.
Also, es sei denn, du liest das und BIST Therapeut, dann hast du auch deine Rolle: Eine Beziehung herzustellen, die auf Vertrauen basiert, aber dazu gedacht ist, so schnell wie möglich überflüssig zu werden. Auch hierbei ist immer wieder die Frage zu klären, ob man diese Rolle grade im besten Sinne für den Ratsuchenden ausfüllt.
Aber als Führungskraft oder Mutter oder beste Freundin oder Nachbar bist du kein Therapeut. Du lebst nicht in einer Beziehung, deren Ziel es ist, überflüssig zu werden und daher ist deine Grundvoraussetzung schon eine andere.
Du musst die Verantwortung für die Aufgaben, die dir anvertraut worden sind, übernehmen.
Alles das, WAS deine Aufgabe ist.
Meistens ist das schon mehr als genug.
Aber du musst dir nicht den Kopf darüber machen, wie ein anderer Mensch sein Problem löst- mache es dir am besten sogar zum Grundsatz:
Nichts für ihn zu lösen, was er selber schaffen kann!
Du darfst natürlich jeder Zeit auf professionelle Hilfe hinweisen und das solltest du auch tun.
In allen Beziehungen, in denen eine Suchtproblematik herrscht, ist das ganz besonders wichtig.
Und noch viel schwieriger!!!
Aber du kannst das Problem für einen anderen Menschen nicht lösen. Du kannst ihm nur zeigen, wie es geht.
Wenn ein Fitnesstrainer seinen Kunden zeigt, wie irgendwelche Übungen gehen, müssen sie danach selber anfangen zu trainieren. Wenn er für sie trainieren würde, würden ihm die Muskeln wachsen, nicht den Trainierenden.