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Herr Lehrer, Herr Lehrer- ich weiß etwas (Über den Umgang mit Informanten)

Du bist eine Führungskraft und jemand hat dir vom Fehlverhalten eines anderen Menschen erzählt. Das ist wichtig für dich, denn du kannst ja nicht alles mitbekommen und bevor es zu Schaden kommt, kann jetzt etwas passieren. ABER dein Informant bittet dich inständig, ihn da rauszuhalten. Uff. Das wäre ja auch zu einfach gewesen.

 

Was kannst du jetzt tun????

 

Zunächst einmal, wenn es nicht um Leben und Tod geht (geht es meistens nicht) achte auf die Bitte deines "Informanten". Der steckt ganz anders in der sozialen Gruppe fest als du in deiner Position und wird vielleicht als "Petze" hinterher gemobbt und dann hast du das nächste Problem an der Backe. Also, nicht nur, dass das für diesen Menschen richtig übel ist, du verursachst damit langfristig  ein weiteres Problem und das willst du ja nicht. 

 

Viele Vorgesetzte lösen diese Situation damit, dass sie nun für alle eine Regel aufstellen, die das Fehlverhalten des einzelnen Sünders in den Griff bekommen soll, ohne ihn direkt anzusprechen.

 

Aber das werden alle, die sich gar nichts zu Schulden haben kommen lassen, als ungerecht empfinden und das Gefühl haben, dass man ihnen nun nicht mehr vertraut.

 

Du kannst also folgendes tun:

 

Sage deinem Informanten zu, dass du ihn nicht nennen wirst, solange er das nicht will, und, da du offenbar selber das Problem ja noch nicht erkannt hast, dir das für drei Wochen genau ansehen wirst.

Damit hast du nun zwei Möglichkeiten:

In der Zeit machst du eigene Beobachtungen, die das Fehlverhalten feststellen. Dann kannst du ein Gespräch mit demjenigen führen und von DEINEN Beobachtungen sprechen. Bitte tue das auch! Es ist sehr verführerisch, im Gespräch zu erwähnen, dass das ja auch schon anderen aufgefallen ist, aber danach hast eine große Unruhe in deinem Team, da alle überlegen, WER denn wohl was gesagt hat. Das kostet jede Menge Energie und führt zu weiteren Konflikten. Also, bleibe bei deinen Beobachtungen und sprich das Problem möglichst konkret an.

Wenn du ein Mensch bist, dem so was eher schwer fällt, ist es ein Zeichen von Professionalität und Kompetenz, sich darin coachen zu lassen.

 

oder:

 

Du hast in den drei Wochen nichts bemerkt. Dann bitte deinen Informanten nochmal zum Gespräch und sage ihm dies. Sage ihm, dass, wenn du das trotzdem ansprechen sollst, du ihn nennen musst und sprich das mit ihm durch. Wenn er darauf besteht, nicht genannt zu werden, sage ihm, dass es dann keine Veranlassung für dich gibt, das anzusprechen. Denn dir ist ja nichts aufgefallen. 

 

Diese "Wasch mich, aber mach mich nicht nass"- Problematik kennen wohl die meisten Vorgesetzten. Sie sollen für eine Klärung sorgen, aber das sollen sie allein hinbekommen. 

 

Und ja, das kann nerven. Aber mach dir auch die Situation desjenigen, der dich auf etwas hingewiesen hat, klar. Der hat in der Regel mehr zu verlieren als du.