Ein paar Gedanken zu parasozialen Beziehungen...Nein, das wird jetzt nicht was aus der Mystery- Abteilung, es geht nicht um paranormale Phänomene, sondern um parasoziale.
Eine parasoziale Beziehung können wir zu einer Romanfigur, Filmfigur, einem Mangacharakter oder so "jemandem" haben.
Im Japanischen gibt es einen eigenen Begriff dafür, wenn sich jemand in eine Animefigur verliebt. (Übrigens fühlt sich so eine Verliebtheit genau so an wie eine "echte" mit denselben Hormonausschüttungen verbunden mit einer erhöhten Signalaktivität im Nucleus accumbens= sprich Verliebtheit).
Es gibt aber nicht nur parasoziale Liebesbeziehungen, sondern auch das Gefühl, parasozial befreundet zu sein.
Daran ist erstmal nichts verkehrt.
So mancher von uns hätte seine Kindheit ohne ein paar parasoziale Freundschaften oder Elternfiguren nicht gut überstanden.
Während der Pandemie war es für viele ausgesprochen tröstlich, in Serien die Entwicklung von Figuren zu verfolgen und das Gefühl zu haben, sich irgendwie doch mit Menschen zu treffen.
Wir können auch richtig traurig sein, wenn die Serie/ der Film/ das Buch dann zu Ende ist.
Wie gesagt, das ist alles völlig ok.
Aber es ist wichtig, dass wir uns klarmachen, dass diese Beziehungen auch deshalb so gut und harmonisch sind, weil sie eben in unserem Kopf stattfinden.
Na klar sagt die Figur in Gedanken GENAU DAS, was wir grade gerne hören möchten...(denn schließlich sind wir es ja, die diese Gedanken haben). Parasoziale Freunde haben auch immer Zeit, Verständnis und sind nie beleidigt, wenn man sich mal nicht um sie kümmert. Sie haben keine eigenen Bedürfnisse, nur die, die wir ihnen in unserem Kopf geben.
Und da kann das Problem liegen:
Wenn wir nämlich von realen Personen dasselbe erwarten, werden wir unweigerlich enttäuscht.
Wir müssen uns immer wieder überprüfen, ob wir in einer Beziehung nicht genau das erwarten, was eine Figur in einem Film oder Buch, welches uns besonders gut gefallen hat, gesagt und getan hat.
Und uns dann auf der Suche nach einem Mr oder Mrs Right völlig verzetteln und uns in eine Situation bringen, in der andere uns nur enttäuschen KÖNNEN.
Diese Figuren, die wir da in unserem Gehirn leben lassen, findet man nicht in der Außenwelt.
Dort laufen Menschen herum, die unsicher sind, die selber was erzählen wollen, die einen ganz anderen "Zwiebelkern" haben (siehe den Artikel " DIe Ursache aller Konflikte" dazu) und mit denen man immerzu Kompromisse finden muss.
Wenn man sich das klarmacht, kann man sich parasoziale Beziehungen als Bereicherung für sein Leben gönnen, aber trotzdem eine realistische Erwartung an andere haben.
Denn die richtigen Menschen da draußen, die werden immer anstrengend sein und eigene Bedürfnisse haben.
Aber sie werden auf Ideen und Lösungen kommen, auf die wir (und unsere parasozialen Kumpels) nie gekommen wären.
Und Superman hat vielleicht unglaubliche Kräfte und ist unvorstellbar stark- wenn du einen Umzug bewältigen musst, hilft dir das aber nichts.