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Die vier Stressphasen (Krank durch Dauerstress)

Stress und Stress ist nicht dasselbe. Wenn wir für eine begrenzte Zeit Stress haben, kann uns das die Energie geben, die wir brauchen oder im Zweifelsfall dafür sorgen, dass wir unser Überleben sichern und schnell reagieren können...

 

Aber Dauerstress, also wenn der Stress weiter und weitergeht und wir keine richtige Pause mehr haben, kann ernsthaft krank machen- und nimmt uns viel Lebensfreude.

Grob genommen durchlaufen wir vier Stressphasen. Je besser wir darüber Bescheid wissen, können wir erkennen, ob wir oder andere schon dabei sind, uns in eine ungünstige Richtung zu bewegen und rechtzeitig dagegen steuern.

 

Phase 1: Wir entdecken bei uns ein großes Entspannungsbedürfnis. Das bedeutet, wir denken immer wieder an den nächsten Urlaub, wünschen uns weg aus der aktuellen Situation, fühlen uns überfordert. 

Das ist die Phase, in der sich schon jeder von uns mal befunden hat. Je schneller wir dem Entspannungsbedürfnis nachgehen konnten, um so besser und schädlicher Dauerstress bekommt gar keine Chance, unserem Körper zuzusetzen. In dieser Phase merken wir (noch) selber, dass wir gestresst sind.

 

Phase 2: Die Hypersensibilitätsphase:

In dieser Phase merken alle anderen, dass wir gestresst sind und sprechen uns auch darauf an und raten uns, mal einen Gang runterzuschalten... und ernten für ihre Besorgnis nur bissige Kommentare, wie das denn in dieser Situation gehen solle? Ob man etwa die Kinder zur Adoption freigeben und den Job kündigen solle? In dieser Zickenphase merken wir immer weniger, dass wir so langsam neben der Spur sind. Wir verlieren unseren Humor, Sachen, über die wir früher noch gelacht haben, regen uns nur noch auf.

 

Phase 3: Die Auspowerphase:

Wir glauben, dass wir nun alles im Griff haben, alles ist organisiert, alles läuft wie ein Zug, der Fahrt aufgenommen hat und immer schneller wird. Zeit zum entspannen haben wir nicht mehr, aber das stört uns auch schon gar nicht mehr. Die Emotionen sind zurückgefahren, der Verstand sorgt für reibungslose Abläufe und wenn wir mal zwischendurch Zeit haben, erledigen wir schnell noch ein paar andere Dinge. 

So richtig freuen können wir uns nicht mehr. Hobbys, die früher Freude gemacht haben, lassen uns ziemlich kalt, aber da passt es ja, dass wir ohnehin nicht mehr dazu kommen. Wenn etwas unseren engen Zeitplan stört, kommt kurz Panik auf, aber dann funktionieren wir auch schon wieder. 

Auf Hinweise, dass wir auf einem schlechten Weg sind, reagieren wir gar nicht mehr richtig. Diese Auspowerphase kann sehr lange gut gehen...

 

Da gestresst sein für uns in unserer Evolution so lebensnotwendig war, ist es möglich, immer noch mehr Stresshormone auszuschütten...denn das nächste Raubtier konnte schon hinterm nächsten Hügel warten und dann mussten wir wieder reagieren können...Aber dann waren wir wieder in Sicherheit und haben uns so gut ausgeruht wie es nur ging, um Kräfte zu sparen.

 

Phase 4: Der Zusammenbruch: 

Irgendwann kann der Körper die ständige Produktion von Stresshormonen nicht mehr bewältigen und kein noch irgendwie gestaltetes Gleichgewicht herstellen...die Leber versagt in der Fähigkeit, noch weiter Enzyme zu produzieren, die den Stresshaushalt ausbalancieren. Die letzte Stressreserve für den letzten Überlebenskampf ist aufgebraucht, nun kann der Körper keine Energie mehr bereitstellen. Außerdem lassen es deine Emotionen nicht mehr zu, dass du so hartnäckig alle Gefühle ignoriert hast und brechen mit Wucht durch.

Manche stehen plötzlich am Fenster und fangen heftig an zu weinen und wissen gar nicht warum, weil es eigentliche keinen Grund gibt. 

Andere können sich plötzlich kaum noch bewegen...

 

Nun rächt sich dein Körper, dass du ihm so lange verweigert hast, sich zu entspannen. Selbst wenn du nun nichts tust oder tun kannst, kommt er nicht zur inneren Ruhe. Deshalb ist es gut, wenn man sich unter Anleitung so langsam wieder ans Entspannen gewöhnt. Und ans Nein sagen. Und ans auf Pausen achten. Und ans sich wieder herzlich freuen können. 

Bis das alles wieder da ist und sowohl  Körper als auch Seele wieder geheilt sind, braucht es viel Geduld und Zeit. Sei jetzt bitte unbedingt geduldig mit dir. 

 

Und um danach nicht schnell wieder bei Phase 1 anzufangen, musst du deine Situation verändern. Denk daran: Jede langfristig gute und wichtige Veränderung tut kurzfristig erstmal weh. 

 

Aber es lohnt sich und die Menschen, die es gut mit dir meinen, werden sich mit dir freuen, dass du nun auf dich achtest.